Krieg gehört ins Museum

Was für ein catchphrase!

Aber es war nicht der Slogan, der uns ins 'Oorlogsmuseum Overloon' lockte. Eigentlich lockte uns so ziemlich gar nichts. Nicht das Thema Krieg, nicht das wenig einladende Eingangsportal, nicht die Website.
Warum wir schließlich doch in diesem ausgezeichneten Museum landeten hatte einzig und allein damit zu tun, dass in der Provinz Brabant am Karnevalswochenende viele Museen, Restaurants und Läden ihre Türen gar nicht erst öffnen. Ach ja, und damit, dass wir das Museum von unserem Ferienhaus im Landalpark de Vers zu Fuß erreichen konnten. Dieses hatten wir wiederum gebucht, weil die Häuser dort nagelneu oder frisch renoviert sind und der Park als Schlechtwetteroption ein Hallenbad bietet. Wir ahnten nicht, dass das Dorf Overloon im zweiten Weltkrieg Schauplatz einer grausamen, erbitterten Panzerschlacht war.
Diese Schlacht ist der Grund, warum das größte Kriegsmuseum der Niederlande an einem für Nichthistoriker unbekannten Ort zu finden ist. Es wurde direkt auf dem Gelände errichtet, an dem 1944 deutsche, niederländische, amerikanische und britische Soldaten ihr Leben ließen.

Ich gebe zu, meine Erwartungen waren nicht hoch, da man vom Parkplatz nur ältere Teile des Museumsareals sehen kann. Wie erstaunt war ich, dass ich inmitten des Geländes ein modernes Museum mit einer überaus interaktiven und abwechslungsreichen Ausstellung befindet!
 Die Daueraustellung 'Die Niederlande im Zweiten Weltkrieg' beginnt mit Hitlers Machtergreifung und stellt den Besuchern dann acht Personen vor, die während der Besatzung in unterschiedlicher Form Leid erfuhren. Man folgt ihnen und erfährt anhand vieler Exponate, wie das Leben in den Niederlanden immer stärker von den deutschen Besatzern kontrolliert und bestimmt wurde.

Wie hättest du entschieden?
Besonders eindrücklich sind die interaktiven Stationen, an denen man dazu aufgefordert wird, in die Rolle einer der acht Personen zu schlüpfen und an ihrer Stelle Entscheidungen zu treffen.
An einer Station hat man sogar Gelegenheit, mit der damaligen Königin der Niederlande in einen fiktiven Dialog zu treten und ihre Entscheidungen zu hinterfragen.
Als Besucher leidet man zwangsläufig mit, nimmt Anteil, lässt sich anrühren von den persönlichen Schicksalen, die stellvertretend für das Leid vieler Menschen die Schrecken des Krieges vor Augen führen. Man leidet mit dem Künstler, der im Krieg beginnt, Ausweise zu fälschen und mit seinem Leben bezahlt. Man leidet mit dem jüdischen Kind, das immer mehr Familienmitglieder verliert. Man weiß nicht so recht, wie man denken soll über den niederländischen Soldaten, der auch nach dem Krieg noch dazu steht, dass er für Hitlers Ideale gekämpft hat.


Am Anfang werden die acht Personen in einem Film vorgestellt.
Er war zuständig für die Niederlande - seinen Namen hatte ich noch nie gehört.
Verdunkelungslampen, Bereifung aus Vollgummi, konfiszierte Fahrräder.
Die komplette Ausstellung ist zweisprachig: deutsch und niederländisch.
Die anderen Ausstellungen kann ich persönlich nicht empfehlen, vor allem die Sammlung der Militärfahrzeuge in der großen Halle kam mir eher kriegsverherrlichend vor und passte für mich überhaupt nicht - weder thematisch noch was die Qualität der Präsentation angeht - zu der hervorragenden Ausstellung über die fünfjährige Besatzungszeit.

Der Eintrittspreis von 16€ ist vergleichsweise hoch, trotzdem würde ich einen Besuch sehr empfehlen.


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